Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht

Eine Auszubildende schildert ihre Erfahrungen
im ersten Ausbildungsjahr

Hallo, ich heiße Nina, bin 20 Jahre alt und mache seit einem Jahr eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten. Viele Leute gucken mich immer ungläubig an, wenn ich ihnen erzähle, dass ich in einer Steuerberaterpraxis arbeite, und fragen, ob das nicht langweilig und trocken sei. Aber nein, das ist es nicht. Ich bin unheimlich froh, diesen Ausbildungsberuf gewählt zu haben. Jeden Tag warten neue Herausforderungen auf mich, und das ist alles andere als langweilig.

Kontakt zu Mandanten

Schon im ersten Lehrjahr durfte ich damit anfangen, kleinere Buchführungen zu übernehmen. Dabei habe ich bereits einige feste Mandanten bekommen. Den Kontakt zu den verschiedenen Mandanten finde ich besonders spannend. Man sitzt nicht einfach nur an seinem Schreibtisch und arbeitet still vor sich hin, sondern man hat auch Kontakt nach außen. Und da jeder in der Praxis seinen eigenen Schwerpunkt hat, arbeitet man oftmals im Team, wenn Unterlagen für den Mandanten vorbereitet werden. Wenn ich Fragen haben, kann ich mich immer an Jan, den Auszubildenden im dritten Jahr, oder an Sebastian, der bereits Steuerfachwirt ist, aber auch an meinen Chef wenden.

Nach und nach werde ich demnächst auch damit anfangen dürfen, leichte Steuererklärungen zu erstellen. Später kommen dann auch die Jahresabschlüsse dazu. Durch diese Einblicke in das Leben des Mandanten entsteht ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis zu ihm. Wobei wir natürlich nichts von dem weitererzählen, was wir so erfahren: Wir sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Verständnis für Gesetzestexte

Zweimal in der Woche gehe ich zur Berufsschule. Dort lerne ich die Theorie, die ich im Berufsalltag in der Praxis anwenden kann. Obwohl ich Abi habe, musste ich mich am Anfang ziemlich auf die Hinterbeine setzen, weil meine Mitschüler von der Höheren Handelsschule vor allem im Fach Rechnungswesen doch einiges mehr an Vorwissen hatten. Aber das habe ich zum Glück gut hinbekommen. Und nichts ändert sich so schnell wie das Steuerrecht – da muss man immer sehen, dass man auf dem neuesten Stand ist. Neben Rechnungswesen haben wir in der Schule natürlich noch die Fächer Steuerlehre und Wirtschaftslehre sowie einige allgemeinbildende Fächer.

Eine Besonderheit an diesem Beruf ist, dass man sowohl in Mathe als auch in Deutsch gut sein muss. Denn zum einen muss man mit Zahlen umgehen können, zum anderen muss man aber auch komplizierte Gesetzestexte richtig lesen und verstehen und sich gut ausdrücken können.

Gute Aufstiegsmöglichkeiten

Bei den schriftlichen Abschlussprüfungen am Ende der Ausbildung wird der Stoff der vergangenen drei Jahre aus Steuerlehre, Rechnungswesen und Wirtschaftslehre abgefragt. In der mündlichen Prüfung sind nicht nur viele Fragen zu beantworten, sondern es muss auch ein kurzer Fachvortrag gehalten werden.

Die Prüfungen werden sicher eine große Herausforderung, aber dann ist es erst einmal geschafft. Wobei man sich wegen der ständigen Gesetzesänderungen auch nach dem Ende der Ausbildung nicht einfach zurücklehnen sollte. Außerdem gibt es nach der Ausbildung zum Steuerfachangestellten ziemlich gute Aufstiegsmöglichkeiten: Ich möchte auf jeden Fall nach drei Jahren Berufserfahrung die Fortbildung zum Steuerfachwirt machen. Nach sieben weiteren Jahren Berufspraxis könnte ich dann die Prüfung zum Steuerberater angehen. Das ist das Tolle an diesem Beruf: Es ist der einzige Ausbildungsberuf, in dem man auch ohne ein Studium ganz weit nach oben – in diesem Fall zum Steuerberater – kommen kann. Aber das ist noch ein weiter Weg, der nicht leicht ist.

Eine lohnende Herausforderung

Sicher, Steuerfachangestellter zu werden, ist nicht immer einfach: Man muss lernen, mit den verschiedenen Computer-Programmen umzugehen, man muss Gesetze verstehen, wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen können und sich eigentlich ständig weiterbilden. Nicht umsonst sagen unsere Lehrer, dass dies einer der schwierigsten Ausbildungsberufe sei. Aber ich finde, die Ausbildung lohnt sich: Die Herausforderungen stacheln einen dazu an, immer weiter voranzukommen. Man bleibt nicht auf der Stelle stehen. Und für später eröffnen sich einem viele Perspektiven. Außerdem kann es auch für einen selbst nicht schaden, sich im Paragrafen-Dschungel zurechtzufinden, oder? Das werdet ihr spätestens bei eurer ersten eigenen Steuererklärung merken!

So, ich hoffe, dass ich euch den Ausbildungsberuf des Steuerfachangestellten mit diesem Erfahrungsbericht ein bisschen näher bringen konnte.